Die Salon-Magie des 19. Jahrhunderts


Die Magier entwickelten ihre Kunststücke in der Tradition der Taschenspieler des unterhaltsamen Zeitvertreibs weiter. Eine neue Ära sollte beginnen. Die Kunststücke wurden nun nicht mehr hauptsächlich auf den Marktplätzen vorgeführt, sondern fanden Einzug in die Salons und Theater. Bartolomeo Bosco (1793-1863), Ernst Berlach als Bellachini (1827-1885) und Alexander Heimbürger (1819-1909) gehörten zu den drei bekanntesten Zauberkünstlern in Deutschland des 19.Jahrhunderts.

Während die klassische Musik in Wien bedeutende Komponisten wie Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven hervorbrachte, begeisterten dort auch zwei Magier die Massen: Ludwig Leopold Döbler (1801-1864) und Johann  Nepomuk Hofzinser (1806-1875).

 

                    

 

Döbler wurde in Wien zu einer Berühmtheit und Tausende strömten zu seinen Vorstellungen im Theater in der Josephstadt - eine ungeahnte Popularität der modernen Magie entstand. Sein Paradekunststück „Floras Blumenspende“ und sein damit verbundenes Sprüchlein: „Hier ein Sträußchen – da ein Sträußchen – noch ein Sträußchen.“ wurde zu einem geflügelten Wort.

Auch Hofzinser machte sich in Wien einen Namen mit seinen Darbietungen, die er im eigenen Salon als „Eine Stunde der Täuschung“ präsentierte. Bis heute gelten seine Erfindungen als Meisterwerke der Kartenkunst.



In Paris setzte der Zauberkünstler und Uhrmacher Jean Eugene Robert-Houdin (1805-1871) neue Maßstäbe. Er wird zur Symbolfigur der Zauberkunst im 19. Jahrhundert. Wie kein anderer revolutionierte er die Magische Kunst mit seinem mitreißenden Vortrag und seinen ausgeklügelten, innovativen Kunststücken. Durch seine Ausbildung als Uhrmacher war er in der Lage faszinierende Apparaturen und mechanische Meisterwerke zu entwickeln. Unglaublich, dass seine Konstruktionen, wie der blühende Orangenbaum, die mechanische Puppe Diavolo oder das magische Bäckerhaus bis heute noch funktionsfähig blieben und trotzdem nichts von Ihrer Faszination verloren haben.

 

    

 

Er gründete 1845 in Paris sein eigenes Zaubertheater und seine Darbietungen „Soirées Fantastique“ etablierten die magischen Illusionen endgültig als anerkannte Kunstform. Letztlich prägte er auch das äußere Erscheinungsbild der „neuen“ Zauberkunst. Während andere Kollegen noch in fantasievollen Kostümen, ähnlich der Magier im Mittelalter auftraten, entschied sich Houdin für die zurückgenommene, korrekte Kleidung der Gesellschaft des 19.Jahrhunderts. Er trat mit Frack und Zylinder auf – ein Bild des klassischen Zauberers, das uns bis heute erhalten geblieben ist.

Siehe auch Galerie der Magier / Robert-Houdin